Wie hoch darf mein Blutdruck sein? – Artikel Luzerner Zeitung
Bei mir (m, 75) wurde ein viel zu hoher Blutdruck festgestellt. Seither nehme ich Medikamente. Mein Blutdruck beträgt nun im Schnitt 150/90mmHg. Wenn er tiefer ist, fühle ich mich unwohl. Ist mein Wert okay?
Bluthochdruck betrifft in der Schweiz jede sechste Person. Das Problem nimmt mit steigendem Alter stetig zu. In der Altersgruppe über 75 Jahren ist sogar rund die Hälfte betroffen. Erkrankungen wie Schlaganfall, Hirnblutung, Demenz, aber auch Herzinfarkt sind klar mit hohem Blutdruck assoziiert. Da ein hoher Blutdruck häufig keine oder nur wenige unspezifische Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen, gelegentlich Nasenbluten) verursacht, bleibt die Erkrankung leider oft über Jahrzehnte unentdeckt. Doch ab welchen Grenzwerten ein Bluthochdruck behandelt werden muss und welche Zielwerte eingehalten werden sollten, war lange Zeit umstritten. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie hat vor zwei Monaten eine neue, auf aktuellste Studien basierende Leitlinie publiziert, die ich hier in meine Ausführungen einfliessen lasse. Unser Blutdruck schwankt laufend. Zur korrekten Diagnose eines Bluthochdrucks ist es wichtig, dass man sich vor der Messung etwa 10 Minuten entspannt. Die Blutdruckmessung sollte dann im Sitzen am Oberarm vorgenommen werden. Blutdruckgeräte zur Messung am Handgelenk sind eher ungenau. Ein optimaler Blutdruck liegt bei Werten unter 120 mmHg systolisch und unter 80 mmHg diastolisch vor. Prinzipiell müssen bereits Blutdruckwerte in Ruhe von über 140/90 mmHg ernst genommen werden. Sind die Betroffenen ansonsten gesund, kann zuerst versucht werden, mit viel Bewegung, Gewichtsreduktion und salzarmer Ernährung die Werte zu senken. Bei Patienten mit Begleiterkrankungen kann es aber auch bereits bei Werte von über 140/90 mmHg Sinn machen, spezifische Blutdruckmedikamenten einzusetzen.
Senkung sollte nicht allzu schnell erfolgen
In einem ersten Schritt sollen dann bei allen Patienten die Blutdruckwerte in Ruhe unter 140/90mmHg abgesenkt werden. Bei Patienten mit sehr hohem Blutdruck darf die medikamentöse Blutdrucksenkung nicht allzu rasch vorgenommen werden, da sich der Körper erst an den tieferen Druck gewöhnen muss. Das kann mehrere Wochen dauern. Erfolgt die Blutdrucksenkung zu rasch – was bei Ihnen der Fall sein könnte –, fühlen sich viele Patienten oft schlapp und schwindlig. Dies kann dazu führen, dass sie eigenmächtig alle Medikamente absetzen, was fatal sein kann. Im zweiten Schritt wird man nach einigen Wochen bei jüngeren Betroffenen (18 bis 69 Jahre) die Medikamente so anpassen, dass die Ruheblutdruckwerte 120-130 mmHg systolisch und unter 80 mmHg diastolisch betragen. Auch bei älteren Menschen über 70 sollten Werte von 130-140 mmHg systolisch und unter 80mmHg diastolisch angestrebt werden. Besonders bei dieser Patientengruppe ist eine vorsichtige Einstellung wichtig, um Schwindel und Stürze zu vermeiden. Neue Studien zeigen aber, dass auch sehr alte Patienten von einer optimalen Blutdruckeinstellung zur Vermeidung von Herz/Kreislauferkrankungen deutlich profitieren. Ihr Wert ist also einiges zu hoch. Sprechen Sie das unbedingt bei Ihrem nächsten Besuch beim Hausarzt an.
Kurzantwort
Bluthochdruck ist eine sehr häufige Erkrankung, die oft über Jahre unentdeckt bleibt und zu vielen vermeidbaren Herz-/Kreislauferkrankungen führt. Studien zeigen, dass Betroffene auch im hohen Alter von einer rigorosen Blutdruckeinstellung profitieren. Die Senkung sollte bei ihnen Schritt für Schritt erfolgen.
Dr. med. Georg Fröhlich
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