HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN
VORHOFFLIMMERN
Die normale Herzfrequenz bewegt sich zwischen 50 und 100 Schlägen pro Minute und wird durch den Sinusknoten, dem Taktgeber des Herzens mit einem elektrischen Impuls vorgegeben. Ein Anstieg dieser unter körperlicher Anstrengung bis zu 180 Schlägen pro Minute ist wichtig um die Leistung des Herzens zu erhöhen.
Hiervon werden Herzrhythmusstörungen unterschieden, die von diesem normalen (physiologischen) Frequenzverlauf abweichen und entweder zu einer zu langsamen (Bradykardie), einer zu schnellen (Tachykardie) oder zu einer unregelmässigen Herzfrequenz führen.
Langsame Herzrhythmusstörungen
Bei langsamen Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz weniger als 50-mal pro Minute. Diese tiefen Herzfrequenzen sind bei Ausdauersportlern normal. Bei älteren Personen sind diese jedoch häufig Ausdruck einer krankhaften Verlangsamung des Sinusknoten oder der elektrischen Leitungsbahnen am Herzen.
Schnelle Herzrhythmusstörungen
Schnelle Herzrhythmusstörungen treten plötzlich auf, halten für Sekunden bis Minuten an und können ebenso schnell wieder spontan verschwinden.
Bei jüngeren Menschen findet sich als Ursache häufig eine angeborene Fehlbildung der elektrischen Leitungsbahnen «Herznerven».
Bei Personen ab 65 Jahren handelt es sich in der Regel um sogenanntes Vorhofflimmern, die häufigste Rhythmusstörung überhaupt (betrifft 1/3 aller Menschen). Dabei kommt es zu einer unkoordinierten sehr schnellen Erregung der Vorhöfe (200-400-mal pro Minute) und einer meist zu schnellen und unregelmässigen Herzfrequenz. Da die Pumpaktivitäten der Vorhöfe und der Herzkammern nicht mehr aufeinander abgestimmt sind, kann die Herzleistung abnehmen.
Durch Vorhofflimmern können sich kleine Blutgerinnsel im Herzen bilden. Löst sich ein solches Blutgerinnsel, so kann es mit dem Blutstrom in den Körper geschwemmt werden. Dies erklärt, warum Vorhofflimmern eine häufige Ursache für Schlaganfälle darstellt. Eine Blutverdünnung kann Schlaganfälle bei Vorhofflimmern wirkungsvoll verhindern. Vorhofflimmern tritt häufig in Kombination mit anderen Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder einer koronaren Herzerkrankung auf, und sollte daher bei einem Herzspezialisten abgeklärt werden.
Extraschläge
Bei Extraschlägen (Extrasystolen) handelt es sich um eine Art «Fehlzündung». Einzelne Extrasystolen treten bei jedem Menschen auf. Häufen sich diese, sollte eine weitere Abklärung erfolgen.
SYMPTOME
Es ist individuell sehr unterschiedlich, wie stark Herzrhythmusstörungen wahrgenommen werden. Manche Menschen spüren vereinzelte Extraschläge als sehr unangenehm, andere haben ausgeprägte Herzrhythmusstörungen und keinerlei Beschwerden. Mögliche Symptome sind:
- Herzrasen oder ein unregelmässiger Herzschlag Herzschlagen
- Leistungsminderung
- Kurzatmigkeit
- Brustschmerzen
- Schwindel
- Benommenheit bis hin zur Ohnmacht (Synkope)
- Unwohlsein und innere Unruhe
- Angstgefühle
URSACHEN
Bei Herzrhythmusstörungen handelt es sich um eine Fehlfunktion der elektrischen Herzerregung. Dadurch kommt das Herz so zu sagen aus dem Takt. Hierfür gibt es verschiedenste Ursachen:
- Bluthochdruck
- Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt
- Angeborene Veränderungen an den elektrischen Leitungsbahnen
- Herzklappenerkrankung
- Herzmuskelentzündung
- Schilddrüsenfehlfunktion
- Entgleisungen der Blutsalze
- Medikamente
- Übermässiger Koffeinkonsum
- Alkohol und Drogen
- Leistungssport
DIAGNOSE
Neben der detaillierten Anamnese und klinischen Untersuchung kann das Ruhe-EKG und das Belastungs-EKG erste Hinweise auf die Ursache von Herzrhythmusstörungen liefern. Da Rhythmusstörungen nur mit einem EKG dokumentiert werden können, ist es je nachdem, wie häufig diese auftreten, notwendig ein Langzeit-EKG durchzuführen. Bei Verdacht auf sehr seltene, jedoch kritische Herzrhythmusstörungen kann ein Eventrekorder in mobiler Form mitgegeben oder sogar unter die Haut implantiert werden.
Zusätzlich zum EKG erfolgt ein Ultraschall des Herzens (Echokardiographie), um etwaige Veränderungen am Herzmuskel oder den Herzklappen nachzuweisen. Allenfalls sind auch weiterführende Untersuchungen wie eine Herz CT, eine Herz MRT, eine Myokardszintigraphie oder eine Herzkatheter-Untersuchung notwendig, um andere Ursachen einer Herzrhythmusstörung, z.B. eine Minderdurchblutung des Herzmuskels bei koronarer Herzerkrankung oder eine Herzmuskelentzündung auszuschliessen.
THERAPIE
Die therapeutischen Möglichkeiten sind abhängig von der zugrundeliegenden Herzrhythmusstörung.
Schlägt das Herz zu langsam, so kann ein Herzschrittmacher die elektrische Stimulation des Herzens übernehmen. Dabei werden unter örtlicher Betäubung unter dem linken Schlüsselbein zumeist zwei Sonden durch einen kleinen Hautschnitt in eine Vene eingeführt und zum Herzen vorgeschoben, und im rechten Vorhof und der rechten Herzkammer verankert.
Bei Herzrhythmusstörungen welche einen schnellen Herzschlag verursachen können entweder Medikamente oder auch eine «Verödung» der Rhythmusstörung mit einem kleinen Eingriff erfolgen.
In seltenen Fällen kann auch die Implantation eines Spezialschrittmachers mit Defibrillator-Funktion sinnvoll sein.
Das therapeutische Vorgehen beim Vorhofflimmern richtet sich nach mehreren Faktoren, wie dem Alter, der Häufigkeit des Auftretens, der damit einhergehenden Beschwerden und allfälliger zusätzlicher Erkrankungen des Patienten. So reichen die Möglichkeiten von einem rein medikamentösen Vorgehen, eine Elektrokonversion (Elektroschock zur Beendigung des Vorhofflimmerns) bis hin zu einer Verödung des verantwortlichen Herzgewebes meist im Bereich der Lungenvenen (Pulmonalvenenisolation).