Enge in der Brust – Artikel Glückspost

01.11.2021

Ist das Herz von Durchblutungsstörungen betroffen, so werden die Anzeichen vielfach zu wenig ernst genommen. Dabei wäre im Fall einer Angina pectoris eine rasche und zielgerichtete Behandlung wichtig.

Durchblutungsstörungen am Herzen gehören zu den häufigsten Todesursachen. Glücklicherweise macht die Wis­senschaft grosse Fortschritte, und wir profitieren von immer mehr Informationen und immer besse­ren Behandlungsmöglichkeiten. Erstes Anzeichen ist häufig die sogenannte Angina pectoris, ein typisches Engegefühl in der Brust, welches meist bei emotionaler Belastung oder intensiver körper­licher Betätigung auftritt. Die Ursachen für die Angina pectoris kennt PD Dr. med. Georg Fröhlich, Kardiologe an der Herz­Clinic Luzern: «Zumeist liegt eine Durchblutungsstörung des Herz­muskels vor. Nur bei optimaler Durchblutung über die drei herz­eigenen Blutgefässe gelangt genü­gend Sauerstoff an die Herzmus­kelzellen. Mit zunehmendem Al­ter und durch Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, hohes Cholesterin, Übergewicht und genetische Faktoren können sich Ablagerungen bilden. Je mehr Risikofaktoren vorhanden sind, desto schneller verstopfen die Ge­fässe. Dieser natürliche Alterungs­prozess beginnt ab dem 20. Le­bensjahr.» Bereits in jungen Jahren ist man also für später mitverant­wortlich. Das heisst: Nein zum Glimmstängel, Ja zu mehr Bewe­gung und gesunder Ernährung.

Risiken bekämpfen

Zunächst kommt es zu keinen Beschwerden, da ausreichender Blutfluss vorhanden sei, erklärt der Herzspezialist: «Beim Treppen­steigen oder nach dem Essen ent­steht dann aber ein dumpfes Druckgefühl hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in die linke Schulter, den linken Arm, Kiefer, Rücken oder Oberbauch. Auch kaltes Winterwetter kann die Be­schwerden provozieren. Doch die Symptome variieren; Diabetespatienten oder ältere Frauen bei­spielsweise haben oft sehr untypi­sche Beschwerden und fühlen sich einfach sehr schlecht belastbar und sind kurzatmig.» Generell zei­gen sich bei Frauen andere Symp­tome wie Übelkeit, Brennen im Bauch oder unerklärliche Müdigkeit. In Ruhe klingen die Beschwerden meist rasch wieder ab – was nicht heisst, dass sie ignoriert werden dürfen! «Bleiben Herzblutgefäss-Verengungen über Jahre unbehan­delt, können sie zu Herzschwäche oder zum Infarkt führen. Eine rechtzeitige Diagnose und Thera­pie ist von grosser Bedeutung», weiss Dr. Fröhlich und erklärt, wann es kritisch wird: «Tritt die Brustenge plötzlich auch in Ruhe auf und hält länger als 15 Minuten, könnte ein Herzinfarkt vorliegen.» Die Patientin muss sofort ins Spital, denn der Herzmuskel ist sehr empfindlich: «Wird die Sau­erstoffzufuhr für mehr als 5 Minu­ten unterbrochen, sterben erste Herzmuskelzellen ab.» Bleibt ein Blutgefäss am Herzen gar länger als 24 Stunden verschlossen, bildet sich eine Narbe am Herz­muskel, die Pumpleistung nimmt ab, die Patientinnen und Patienten sind weniger belastbar: «In bis zu 30 Prozent der Fälle führt ein akuter Herzinfarkt zu tödlichen Herzrhythmusstörungen.»

Möglichkeiten der Behandlung

Anhand von Herzultraschall, EKG-Velotest und wenn nötig einer Computertomographie werden die Brustschmerzen abgeklärt und bei Bestätigung behan­delt. «Ein verstopf­tes Blutgefäss muss meist mit einer Herzkatheteruntersuchung geöff­net werden. Die Untersuchung erfolgt in lokaler Betäubung. Über ein Blutgefäss am rechten Handgelenk wird ein feiner Plastik­schlauch schmerzfrei bis zum Herzen vorgeschoben, ein kleiner Ballon bis in die Verschlussstelle des Herzblutgefässes vorgebracht und die Verengung aufgeweitet. Für ein gutes Langzeitresultat wird ein Maschengitter als Gefäss­stütze eingesetzt – der sogenannte Stent. Das dauert höchstens 60 Mi­nuten und ist ein absoluter Routi­ne-Eingriff», beruhigt der Kardio­loge. Danach liegt es in der Hand des Patienten und des Hausarztes, die erwähnten Risikofaktoren op­timal zu behandeln.

 

PD Dr. med. Georg Fröhlich

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