Wieso musste der Fussballprofi Christian Eriksen plötzlich reanimiert werden – Artikel Seetaler Bote

01.06.2022

Jan K. (26): Der 28jährige dänische Fussballspieler Christian Eriksen ist beim Europameisterschaftsspiel gegen Finnland plötzlich zusammengebrochen und hat nur knapp  durch eine sofortige Reanimation überlebt? Wie kann das sein? Ich spiele selbst Fussball und mache mir nun Sorgen.

Immer wieder kommt es zu ähnlichen Vorfällen bei Profi-Sportlern aber auch Hobby-Athleten. Doch warum können junge eigentlich gesunde Athleten, plötzlich so schwer erkranken?

Die körperliche aber auch psychische Belastung von Profisportlern während einem Wettkampf ist natürlich besonders hoch. Bestehen dann noch zusätzliche zumeist unerkannte Vorerkrankungen, so kann es in seltenen Fällen zum Auftreten von schweren Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) kommen, was dann einen „Herzstillstand“ auslöst.

Es gibt diverse seltene genetische Erkrankungen, welche diese Rhythmusstörungen begünstigen. Oftmals gab es dann auch bei Familienangehörigen bereits Fälle von „plötzlichem Hertod“. Eine kardiologische Abklärung mittels Belastung-EKG oder auch eine Herzultraschalluntersuchung können hier manchmal bereits Hinweise auf eine solche genetische Prädisposition geben.

Häufiger noch sind es aber unerkannte Herzmuskelentzündungen, welche durch eine überproportionale körperliche Anstrengung dann schwere Komplikationen verursachen können.

Herzmuskelentzündungen werden zumeist durch eigentlich harmlose Schnupfen-/Grippeviren ausgelöst. Besonders bei einer Infektion mit dem Coronavirus wurden vermehrt Herzmuskelentzündungen nachgewiesen. Dabei wird eine Autoimmunreaktion in Gang gesetzt, welche die Herzmuskelzellen schädigen kann. Die Patienten beschreiben oft einen grippalen Infekt, welcher einige Tage oder Wochen zurückliegt, und dem zumeist keine grosse Bedeutung beigemessen wurde. In 85% der Fälle heilen diese Herzmuskelentzündungen folgenlos aus, sofern man sich körperlich für einige Wochen schont. Profisportler müssen natürlich täglich trainieren und können sich oft eine Trainingspause nicht erlauben. Entsprechend gross ist die Gefahr, dass sich ein prinzipiell harmloser Infekt dann zu einer ausgeprägten Herzmuskelentzündung „auswächst“. Wird dies dann nicht rechtzeitig entdeckt, kann es zu einem Herzstillstand kommen. Dies Komplikationen sind aber dennoch sehr selten. Um in Zukunft einen erneuten Kreislaufstillstand zu vermeiden, wird bei diesen Patienten ein sogenannter Defibrillator implantiert. Der implantierbare Defibrillator (ICD) ähnelt einem Herzschrittmacher und wird unter dem Schlüsselbein unter die Haut implantiert. Kommt es dann zu einer erneuten Herzrhythmusstörung, so kann der ICD dann einen kurzen Elektroschock abgegeben, und damit die Rhythmusstörung sofort beenden.

Expertentipp:

  • Leistungssportler sollten sich einem kardiologischen Check-up unterziehen, besonders dann, wenn bei Blutsverwandten Fälle von plötzlichem Herztod aufgetreten sind
  • Nach Infekten, insbesondere nach einer Coronainfektion unbedingt gut auskurieren, bevor das Training wieder aufgenommen wird. Im Zweifel sollte dies mit dem Hausarzt oder einem Kardiologen besprochen werden.

 

PD Dr. med. Georg Fröhlich

 

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