Genetische Prädisposition – Artikel Seetaler Bote

22.01.2024

 

Ich (30 Jahre, männlich) bin verunsichert, weil mein Vater nun mit 52 Jahren einen schweren Herzinfarkt erlitten hat. Bin ich nun auch gefährdet durch eine mögliche genetische Prädisposition? Soll ich mich untersuchen lassen?

Es sind unterschiedliche Risikofaktoren für das Auftreten von Herzinfarkten bekannt. Neben zunehmendem Alter erhöhen Faktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes oder hohes Cholesterin und Übergewicht das Risiko für Herz-/Kreislauferkrankungen deutlich. Die genetische Veranlagung für Herz-/Kreislauferkrankungen spielt ebenfalls eine grosse Rolle. Aus Studien mit Zwillingen ist bekannt, dass bis zu 40% des Herzinfarktrisikos genetisch determiniert sein könnten. Insbesondere haben Fettstoffwechselerkrankungen (z.B. erhöhtes Cholesterin oder Lipoprotein a) aber auch Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes eine starke vererbliche Komponente.

Ein direkter Gentest zum sicheren Nachweis eines genetischen Risikos existiert aktuell noch nicht. Allerdings kann man beispielsweise bei Verdacht anhand von Cholesterinmessungen von mehreren Familienangehörigen sehr gut das genetische Risiko einschätzen. Auch ein frühzeitiges Auftreten eines Herzinfarktes beim Vater im Alter <55 Jahren oder bei der Mutter <60 Jahre weist auf ein erhöhtes genetisches Risiko hin. Auch wenn Geschwister in noch jüngeren Jahren einen Herzinfarkt erleiden, sollte man hellhörig werden. In den geschilderten Fällen empfehlen wir allen Blutsverwandten eine Vorstellung beim Hausarzt/bei der Hausärztin. Dort werden dann primär die klassischen Risikofaktoren (z.B. Cholesterinmessung, Blutdruck,…) evaluiert und ggf. dann durch eine Lebensstilmodifkation (z.B. Rauchstop) oder mittels Medikamenten (z.B. Cholesterinsenker) therapiert. Da sich erste Ablagerungen an den Herzgefässen im Rahmen des Alterungsprozesses bereits im Jugendalter finden, sollte bei entsprechender Disposition bereits frühzeitig therapiert werden, um spätere Komplikationen zu verhindern.

Zur erweiterten Risikostratifizierung bei Verdacht auf eine familiäre Disposition kann auch noch die Durchführung einer Computertomografie des Herzens erwogen werden. Dabei können die Blutgefässe des Herzens genau dargestellt und erste Ablagerungen (Plaques) bereits frühzeitig entdeckt und eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Auch eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader kann erste Plaques an den Blutgefässen nachweisen.

Neben den Genen werden aber teils auch Verhaltensweisen von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Es ist gut untersucht, dass Kinder von Rauchern eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen selbst zu rauchen. Die Vorbildfunktion der Eltern ist besonders wichtig, was insbesondere auch einen gesunden Lebensstil mit Sport, gesunder Ernährung und Vermeiden von Übergewicht betrifft.

Informieren Sie sich bei Ihren Familienangehörigen aktiv über eine mögliche familiäre Häufung von Herzerkrankungen und besprechen Sie dies dann mit Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin. Er/Sie wird die nötigen Abklärungen veranlassen.

Prof. Dr. med. univ. Georg Fröhlich

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