Koronare Herzerkrankung und Diabetes – Artikel Seetaler Bote

26.10.2023

 

Ich (68, m) habe vor 1 Jahr einen Stent in ein Herzgefäss implantiert bekommen auf Grund von Brustschmerzen. Ich bin auch Diabetiker und habe Übergewicht. Wie kann ich mein Herzinfarktrisiko senken?

Diabetiker haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Besonders wichtig ist daher eine frühzeitige Diagnose und Therapie. Besonders der Diabetes Typ II („Alterszucker“) ist einerseits mit höherem Lebensalter aber vor allem auch mit Übergewicht assoziiert. Durch eine deutliche Gewichtsreduktion könnten in vielen Fällen Diabetesmedikamente wieder gestoppt werden. Allerdings gestaltet sich eine Gewichtsabnahme mit zunehmendem Lebensalter haufig als schwierig, da diese Patienten weniger sportlich aktiv sind. Manche Diabetesmedikamente, z.B. Insulin, können eine Gewichtszunahme eher begünstigen, sodass ein Teufelskreis aus Verschlechterung der Diabetessituation, Zunahme des Gewichts und damit einhergehend einer verminderten körperlichen Aktivität entsteht. Die noch relative neue Substanzklasse der sogenannten GLP-1 Analoga (Wirkstoffe: Semaglutid, Liraglutid, Präparate: Ozempic®, Victoza®) ist in den letzten Wochen durch ermutigende Studiendaten besonders in den medialen Focus gerückt. Diese Medikamente stimulieren die körpereigene Insulinfreisetzung und reduzieren die  Mobilisierung von Zucker aus der Leber. Vor allem führen diese Medikamente aber zu einem frühzeitigen Sättigungsgefühl. So kann neben einer Optimierung der Blutzuckereinstellung auch eine deutliche Gewichtsreduktion erreicht werden. Studien konnten über einen Behandlungszeitraum von 68 Wochen eine Gewichtsabnahme von durchschnittlich 16kg demonstrieren. In der kürzlich veröffentlichten SELECT Studie konnte gezeigt werden, dass auch eine 20% Risikoreduktion für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erreicht werden kann. Besonders hervorzuheben ist, dass auch übergewichtige Patienten ohne Diabetes von einer deutlichen Reduktion des Herz-Kreislaufrisikos profitieren. Durch die oben genannten Medikamente kann also auch bei älteren Patienten eine nachhaltige Gewichtsreduktion erzielt werden.

Nebenwirkungen sind eher selten und dann auch auf Magen- Darmbeschwerden (Übelkeit, Probleme mit der Stuhlregulation) beschränkt. Zumeist legen sich diese unerwünschten Wirkungen nach einer Gewöhnungsphase auch wieder. Eine Unterzuckerung wie bei anderen Diabetesmedikamenten ist hier nicht zu erwarten.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Dosis für eine signifikante Gewichtsreduktion höher gewählt werden muss, als für eine reine Blutzuckereinstellung. Semaglutid wird beispielsweise einmal pro Woche durch den Patient selbst mit einem vorgefertigten Pen unter die Haut gespritzt werden (Ozempic®).

Sollten Sie an Typ II Diabetes erkrankt sein und/oder übergewichtig sein, so besteht mit diesen Substanzen eine sehr effiziente Therapie zur Blutzuckerkontrolle und zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Das Risiko für schwere Herz-Kreislauferkrankungen kann so deutlich reduziert werden.

Prof. Dr. Georg Fröhlich

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