Schwindel kann auf eine Herzerkrankung hindeuten – Artikel Seetaler Bote

Schwindel ist ein häufiges Problem, kann jedoch unterschiedliche harmlose aber auch gefährliche Ursachen haben.
Auch das Herz spielt dabei eine bedeutende Rolle. Bei niedrigem Blutdruck tritt Schwindel oder eine Kollapsneigung nach raschem Aufstehen oder längerem Stehen auf. Mittels 24h Blutdruckmessung sowie Blutdruckmessungen im Liegen und nach raschem Aufstehen wird die Diagnose gesichert. Diese Patienten müssen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, besonders bei Hitze, achten und Ihre Körperlage bewusst langsam ändern. Herz gesunde Menschen sollten ein vermehrtes Ausdauer- und Krafttraining anstreben, um die Blutdruckregulation zu optimieren.
Herzrhythmusstörungen mit sowohl zu langsamer (z.B. <35/min) als auch mit zu schneller Herzfrequenz (z.B. >180/min) können ebenfalls Schwindel oder sogar eine Ohnmacht auslösen. Tritt der Bewusstseinsverlust rasch ein, drohen Verletzungsfolgen. Ein Langzeit-EKG über mehrere Tage zeigt die Rhythmusstörungen. Bei zu langsamer Herzfrequenz kann ein Herzschrittmacher elektrisch den Herzmuskel stimulieren. Bei schnellen Herzrhythmusstörungen bestehen sowohl medikamentöse wie auch interventionelle Behandlungsoptionen je nach zu Grunde liegender Ursache.
Sollte es zu einem plötzlich auftretenden Schwindel oder Bewusstseinsverlust in Kombination mit Brustschmerzen oder Atemnot kommen, muss dann eine (akute) Herzschwäche (z.B. bei Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündung) sowie eine Lungenembolie ausgeschlossen werden.
Kreislaufbedingter Schwindel äußert sich dabei eher als Schwarzwerden vor den Augen, weiche Knie oder Benommenheit. Im Unterschied dazu entsteht Drehschwindel in eine Richtung meist im Innenohr durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans. Oftmals kommt es dabei auch zu starker Übelkeit, Ohrensausen oder einem Hörverlust. In diesen Fällen erfolgt eine Abklärung beim Hals-Nasen-Ohrenarzt. Je nach Genese des Drehschwindels erfolgen physiotherapeutische Übungen (Lagerungsübungen) oder auch eine medikamentöse Therapie.
Vom eigentlichen Schwindel ist die Gangunsicherheit zu unterscheiden. Diese tritt vor allem im hohen Lebensalter auf und ist neurologisch bedingt. Die Patienten fühlen sich dabei unsicher auf den Beinen und gehen „wie auf Watte“. Ursache kann eine sogenannte Polyneuropathie sein (Schädigung der Nerven in den Beinen), welche z.B. bei Diabetes vorkommt. Neurologische Schwindelursachen werden zumeist vor allem durch intensives Gleichgewichtstraining behandelt.
Tritt Schwindel mit weiteren neurologischen Ausfällen gemeinsam auf (z.B. Sprachstörung), muss auch ein Schlaganfall rasch ausgeschlossen werden.
Nicht jeder Schwindel ist gefährlich. Treten die Beschwerden aber plötzlich, häufiger oder mit den weiteren oben genannten Warnsymptomen auf, ist Eile geboten. Besonders ältere Patienten und solche mit bekannten Herzkrankheiten sollten neue oder stärkere Schwindelattacken immer ärztlich abklären lassen.
Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Georg Fröhlich
FMH Kardiologie und Innere Medizin
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