So kommen Herzpatienten gut durch den Winter – Artikel Seetaler Bote

01.10.2022

„Ich (m, 71 Jahre) hatte letzten Sommer einen Herzinfarkt. Es wurden mehrere Stents in meine Herzkranzgefässe implantiert. Muss ich etwas für den Winter beachten?“

Tiefe Temperaturen in der kalten Jahreszeit können Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen (z.B. nach Herzinfarkt, Schlaganfall, nach Stent, Herzschwäche, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen) belasten. Daher gibt es dazu einige Vorsichtsmassnahmen, die beachtet werden sollten.

Durch Kälte ziehen sich beispielsweise die kleinen Blutgefässe in der Haut und auch in den Extremitäten zusammen. Daher muss das Herz einen grösseren Widerstand der Blutgefässe in der Peripherie überwinden. Als Folge steigt der Blutdruck an. Durch den erhöhten Blutdruck steigt wiederum das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle, aber auch für Herzschwäche an. Somit sollten Patienten mit bekanntem Hochdruck besonders in den Wintermonaten den Blutdruck regelmässig kontrollieren (z.B. 5x/Woche zu unterschiedlichen Tageszeiten) und in Kooperation mit dem/r Hausarzt/-ärztin die Blutdruckmedikamente anpassen, sollte es zu Abweichungen von den Zielblutdruckwerten (Blutdruckziel in Ruhe <130/80mmHg, bei Patienten >65 Jahre <140/80mmHg) kommen. 

Patienten mit verengten Herzkranzgefässen beschreiben bei Kälte häufiger Angina pectoris Beschwerden (=Engegefühl in der Brust). Diese Beschwerden müssen ernst genommen werden und sollten zeitnah durch Hausarzt/-ärztin abgeklärt werden.

Kaltes Wetter bedeutet für den Körper Stress, mit Ausschüttung von Adrenalin. Dadurch kann es auch zu behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) kommen. Dies äussert sich durch einen unregelmässigen Puls mit kurzen „Aussetzern“ des Herzschlages.

Übermässiger Sport im Freien sollte aus oben genannten Gründen vermieden werden. Das Training sollte besser ins beheizte Fitnessstudio verlagert werden. Lassen sich Tätigkeiten im Freien nicht vermeiden, muss auf eine entsprechend warme Winterkleidung geachtet werden. Diese Massnahmen beugen auch den häufigen Atemwegsinfektionen im Winter vor.

Da schwere Atemwegserkrankungen auch teils gravierende Auswirkungen auf das Herz haben können (z.B. Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung mit Herzschwäche), werden besonders Herzpatienten – neben den Basisimpfungen – folgende drei Impfungen zur Vorbeugung empfohlen. Patienten, welche nicht kürzlich an COVID erkrankt waren, sollten unbedingt die neue Corona-Booster Impfung durchführen lassen. Auch senkt die jährliche Influenza Impfung das Herzinfarktrisiko bei gefährdeten Patienten deutlich. Ab dem 60. Lebensjahr wird routinemässig auch eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen, einem häufigen Erreger der Lungenentzündung.

Der Impfstatus sollte aber regelmässig mit der Hausärztin/dem Hausarzt reevaluiert werden. So kommen Sie gut durch den Winter!

PD Dr. med. Georg Fröhlich

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