Warum brauche ich als Herz-Patient Magensäureblocker? – Artikel Luzerner Zeitung
Ich (m, 69) hatte vor zwei Jahren einen Herzinfarkt, und es wurden drei Stents implantiert. Es geht mir eigentlich gut, aber ich frage mich, ob die momentane Hitzewelle für mein Herz ein grösseres Problem ist. Muss ich besondere Vorsichtsmassnamen treffen, und wenn ja, welche?
Bei Hitzeperioden mit Temperaturen über 30 Grad kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefässe, vor allem in der Haut. So kann effizient Wärme abgegeben werden. Allerdings sinkt dadurch der Blutdruck ab. Zusätzlich kühlt der verdunstende Schweiss den Körper ab. Doch auch der Flüssigkeitsverlust senkt den Blutdruck weiter. Die Regulation der Körpertemperatur verbraucht natürlich Energie. Diese Phänomene nimmt der Patient dann als Abgeschlagenheit war. Besonders Patientinnen und Patienten, die blutdrucksenkende oder entwässernde Medikamente einnehmen – etwa wegen einer Herzschwäche –, sind verstärkt von diesen Effekte betroffen. Sollte der Flüssigkeitsverlust zu ausgeprägt sein, kann es zu einem «Austrocknen» (Dehydratation) kommen, mit einer Funktionseinschränkung der Nieren und zu Entgleisungen der Elektrolyte (z.B. Natrium oder Kalium). In der Folge kann es zu teils ausgeprägten Verwirrtheitszuständen oder erhöhter Herzfrequenz, bisweilen sogar zu Herzrhythmusstörungen kommen. Häufig sind auch Muskelkrämpfe zu beobachten. Bei zu niedrigem Blutdruck besteht auch eine vermehrte Kollapsneigung. Eine Studie konnte zeigen, dass das Herz-Kreislauf-Risiko bei einer Hitzewelle um 12 Prozent ansteigt. Besonders gefährdet waren dabei Frauen und über 65-jährige Männer.
Gewichtskontrolle und Blutdruckmessung
Wichtig in Hitzeperioden sind engmaschige Blutdruckselbstmessungen und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (zusätzlich 1 bis 2 Liter). Besonders ältere Menschen haben selbst bei Dehydratation nur ein eingeschränktes Durstgefühl und trinken generell zu wenig. Vorzugsweise können nicht zu kühles Wasser oder Tees aber auch Fruchtsäfte konsumiert werden. Werden zu kalte Getränke konsumiert, verbraucht der Körper noch zusätzlich Energie, um die Flüssigkeit aufzuwärmen. Auf Alkohol oder Kaffee sollte weitgehend verzichtet werden. Am besten lässt sich der Flüssigkeitsstatus durch das Körpergewicht kontrollieren (tägliche Messung). Nimmt ein Herzpatient bei heissem Wetter rasch Gewicht ab (über 1 Kilo), so liegt das wohl am Flüssigkeitsverlust. Auch eine trockene Zunge oder «stehende Hautfalten» deuten auf eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr hin. Dann sollte rasch Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufgenommen werden, um gegebenenfalls die Medikamente zumindest vorübergehend anzupassen und/oder den Flüssigkeitsverlust auch intravenös auszugleichen. Herzpatienten sollten aus den genannten Gründen bei Hitze auf körperliche Anstrengung eher verzichten und bei Warnsignalen auf Ihren Körper hören, kühle Räume aufsuchen und sich während der Hitzeperiode schonen. Treten die oben aufgeführten Warnsignale auf, sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden, um Komplikationen zu vermeiden.
Kurzantwort
Für Patienten mit Herzerkrankungen sind bei Hitze neben erhöhter Flüssigkeitszufuhr tägliche Gewichtsmessungen und engmaschige Blutdruckselbstmessung sehr ratsam. Körperliche Anstrengung sollte eher vermieden werden. Treten Warnsignale auf, sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden.
Dr. med. Georg Fröhlich
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