Warum brauche ich als Herz-Patient Magensäureblocker? – Artikel Luzerner Zeitung

15.06.2021

Ich (m, 69) hatte vor zwei Jahren einen Herzinfarkt, und es wurden drei Stents implantiert. Es geht mir eigentlich gut, aber ich frage mich, ob die momentane Hitzewelle für mein Herz ein grösseres Problem ist. Muss ich besondere Vorsichtsmassnamen treffen, und wenn ja, welche?

Bei Hitzeperioden mit Tempe­raturen über 30 Grad kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefässe, vor allem in der Haut. So kann effizient Wärme abgegeben werden. Allerdings sinkt dadurch der Blutdruck ab. Zusätzlich kühlt der verduns­tende Schweiss den Körper ab. Doch auch der Flüssigkeitsver­lust senkt den Blutdruck wei­ter. Die Regulation der Körper­temperatur verbraucht natür­lich Energie. Diese Phänomene nimmt der Patient dann als Abgeschlagenheit war. Besonders Patientinnen und Patienten, die blutdruck­senkende oder entwässernde Medikamente einnehmen – etwa wegen einer Herzschwä­che –, sind verstärkt von diesen Effekte betroffen. Sollte der Flüssigkeitsverlust zu ausge­prägt sein, kann es zu einem «Austrocknen» (Dehydrata­tion) kommen, mit einer Funktionseinschränkung der Nieren und zu Entgleisungen der Elektrolyte (z.B. Natrium oder Kalium). In der Folge kann es zu teils ausgeprägten Verwirrtheitszuständen oder erhöhter Herzfrequenz, biswei­len sogar zu Herzrhythmusstö­rungen kommen. Häufig sind auch Muskelkrämpfe zu beob­achten. Bei zu niedrigem Blutdruck besteht auch eine vermehrte Kollapsneigung. Eine Studie konnte zeigen, dass das Herz-Kreislauf-Risiko bei einer Hitzewelle um 12 Prozent ansteigt. Besonders gefährdet waren dabei Frauen und über 65-jährige Männer.

Gewichtskontrolle und Blutdruckmessung

Wichtig in Hitzeperioden sind engmaschige Blutdruckselbst­messungen und eine ausrei­chende Flüssigkeitszufuhr (zusätzlich 1 bis 2 Liter). Beson­ders ältere Menschen haben selbst bei Dehydratation nur ein eingeschränktes Durstge­fühl und trinken generell zu wenig. Vorzugsweise können nicht zu kühles Wasser oder Tees aber auch Fruchtsäfte konsumiert werden. Werden zu kalte Getränke konsumiert, verbraucht der Körper noch zusätzlich Energie, um die Flüssigkeit aufzuwärmen. Auf Alkohol oder Kaffee sollte weit­gehend verzichtet werden. Am besten lässt sich der Flüssigkeitsstatus durch das Körpergewicht kontrollieren (tägliche Messung). Nimmt ein Herzpatient bei heissem Wetter rasch Gewicht ab (über 1 Kilo), so liegt das wohl am Flüssigkeitsverlust. Auch eine trockene Zunge oder «stehen­de Hautfalten» deuten auf eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr hin. Dann sollte rasch Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufgenommen werden, um gegebenenfalls die Medika­mente zumindest vorüberge­hend anzupassen und/oder den Flüssigkeitsverlust auch intravenös auszugleichen. Herzpatienten sollten aus den genannten Gründen bei Hitze auf körperliche Anstren­gung eher verzichten und bei Warnsignalen auf Ihren Körper hören, kühle Räume aufsuchen und sich während der Hitzepe­riode schonen. Treten die oben aufgeführten Warnsignale auf, sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden, um Kompli­kationen zu vermeiden.

Kurzantwort

Für Patienten mit Herzerkrankun­gen sind bei Hitze neben erhöh­ter Flüssigkeitszufuhr tägliche Gewichtsmessungen und eng­maschige Blutdruckselbstmes­sung sehr ratsam. Körperliche Anstrengung sollte eher vermie­den werden. Treten Warnsignale auf, sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden.

 

Dr. med. Georg Fröhlich

Lesen Sie den Beitrag auch auf www.luzernerzeitung.ch/ratgeber