Warum kann ein Stent nach einem Jahr wieder verengen? – Artikel Seetaler Bote

Frage von Fran S. (71 Jahre): Bei mir wurde vor einem Jahr ein Stent in ein verstopftes Herzkranzgefäss eingebaut. Nun wurde festgestellt, dass der Stent bereits wieder verengt ist und es wird nun eine erneute Herzkatheteruntersuchung geplant. Wieso kann der Stent nach einem Jahr bereits wieder verstopfen?
Das Herz schlägt 100.000 mal pro Tag und benötigt entsprechend selbst viel Sauerstoff und Nährstoffe, welche mit dem Blut zugeführt werden. Die Blutzufuhr wird durch drei Herzkranzgefässe gewährleistet, quasi die Benzinleitungen des Herzmuskels.
Mit zunehmendem Lebensalter, durch genetische Vorbelastung oder durch Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhtem Cholesterin oder Blutdruck und Diabetes können die Blutgefässe jedoch zusehends durch Ablagerungen und Verkalkungen „verstopfen“. Man kann sich dies ähnlich dem Alterungsprozess von Rohrleitungen in einem Haus vorstellen.
Verschliesst sich ein Herzblutgefäss komplett, so kann es zu einem gefährlichen Herzinfarkt kommen, teils mit gravierenden Folgeschäden.
Wichtig ist daher das frühzeitige Erkennen von höhergradigen Engstellen an den Blutgefässen des Herzens. Dies gelingt durch nicht-invasive Methoden (Computertomografie, Magnetresonanztomografie) oder durch die Herzkatheteruntersuchung. Dabei wird ein winziger Schlauch (= Herzkatheter) von der Arterie am Handgelenk bis zum Herzen vorgeschoben und Kontrastmittel direkt ins Herzblutgefäss injiziert. Mittels Röntgenmethoden kann dann eine Engstelle identifiziert werden. In der Folge kann die Verengung mittels eines kleinen Ballons wieder aufgeweitet und dann mit einem winzigen Maschengitter (=Stent) gestützt werden, damit das behandelte Gefässsegment auch langfristig offen bleibt.
Ein Stent wird durch den Ballon mit hohem Druck (12-16atm) in die Gefässwand implantiert. Dies führt zu einer gewissen Verletzung am Blutgefäss. Der Abheilungsprozess dauert ca. 1 – 6 Monate. Im Normalfall wächst eine dünne Zellschicht über den Stent, sodass dieser dann nicht mehr direkt im Blutstrom liegt.
Wir verwenden heute nur noch sogenannte Medikamenten beschichtete Stents, welche die Heilung optimieren sollen.
In ca. 6-10% der Fälle kommt es allerdings dennoch zu einer ungünstigen Narbenbildung im Stent. Überschiessende Vernarbungen im Stent können dann das Lumen wieder einengen oder sogar ganz verschliessen (= Restenose).
Besondere Risikofaktoren für das Auftreten solcher Stent-Restenosen sind schwere Verkalkungen oder Diabetes. Je mehr Stents implantiert wurden, umso höher ist dann auch das Risiko für eine Restenose. Die Wahrscheinlichkeit für eine Restenose ist am höchsten inert 4-12 Monate nach der Stentimplantation. Ist der Stent dann einmal eingeheilt und werden alle Medikamente sorgfältig eingenommen, ist das Risiko einer Restenose eher gering.
Kommt es zu einer Stent-Restenose, kann diese in der überwiegenden Zahl der Fälle mit geringem Aufwand mittels Medikamenten beschichteten Ballons oder einem erneuten Stenting behoben werden.
Sollte es also einige Monate nach Stentimplantation zu erneuten Brustschmerzen kommen, sollten Sie dies mit Ihrem Kardiologen besprechen.
Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Georg Fröhlich
FMH Kardiologie und Innere Medizin
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