Was tun bei Statin (Cholesterinsenker) Unverträglichkeit? – Artikel Seetaler Bote
Ich (m, 72 Jahre) habe vor 1 Jahr 3 Stents bekommen bei Angina pectoris. Seither habe ich keine Brustschmerzen mehr, aber ich muss Statine zur Cholesterinsenkung einnehmen. Davon bekomme ich starke Muskelschmerzen. Gibt es Alternativen?
Mit zunehmendem Lebensalter finden sich an den Blutgefässen des Herzens Cholesterin- und Kalkablagerungen, welche gleichsam zur „Verstopfung“ der Blutzufuhr führen können (=Atherosklerose). Dies ist ein chronischer Prozess, welcher bereits ab dem ca. 20. Lebensjahr beginnt und dann im Laufe des Lebens langsam voranschreitet. Auch die Risikofaktoren Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, familiäre Vorbelastung oder Übergewicht sind von Bedeutung.
Ist ein Blutgefäss komplett verschlossen, kann dies zu einem Herzinfarkt mit teils gravierenden Konsequenzen führen. Eine frühzeitige präventive Behandlung kann somit Spätschäden verhindern. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Senkung des sogenannten LDL Cholesterins (normal <3.0mmol/l), welches massgeblich zu Ablagerungen an den Herzblutgefässen beiträgt. Mit der Ernährung kann man nur ca. 20% des Cholesterinwertes kontrollieren, da der überwiegende Anteil in der Leber produziert wird – häufig eben etwas zu viel.
Werden bei einem Patient Ablagerungen an den Herzgefässen festgestellt (z.B. bei einem Herzinfarkt oder bei Angina pectoris), so muss der LDL Wert radikal auf Werte <1.4mmol/l abgesenkt werden. Dadurch können Herzinfarkte wirkungsvoll verhindert und die Prognose verbessert werden! Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie das LDL Cholesterin abgesenkt werden kann. Neben einer Diät sind häufig Medikamente erforderlich.
Am häufigsten werden dafür sogenannte Statine (z.B. Atorvastatin, Rosuvastatin) verwendet, welche die Produktion von Cholesterin in der Leber dämpfen. Die häufigste Nebenwirkung (bis ca. 10% der behandelten Patienten) sind Muskelschmerzen vor allem in den Oberschenkeln. Diese Beschwerden sind rasch reversibel, wenn das Medikament in der Dosis reduziert oder abgesetzt wird.
Bewährt hat sich auch das Ezetimib, welches die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm hemmt. Häufigste Nebenwirkung sind hier Verdauungsstörungen. Oftmals ist eine Kombination aus unterschiedlichen Wirkstoffen sinnvoll, um die gewünschte Cholesterinsenkung zu erreichen.
Seit einigen Jahren sind auch sogenannte PCSK9 Hemmer (z.B. RepathaÒ, PraluentÒ) verfügbar, welche das LDL sehr effizient absenken und sehr verträglich sind. Diese beiden Medikamente müssen allerdings alle 2-4 Wochen unter die Haut gespritzt werden. Seit wenigen Monaten ist aus derselben Substanzklasse das LeqivoÒ verfügbar, welches nur noch 2x/Jahr appliziert werden muss.
Relativ neu ist auch das Medikament NilemdoÒ, welches zwar ähnlich wie Statine wirkt, allerdings kaum noch Muskelschmerzen verursacht.
Somit haben wir heute ein grosses Arsenal an unterschiedlichen Medikamenten zur Cholesterinsenkung zur Verfügung. Falls Sie also Ihre Cholesterinmedikamente nicht gut tolerieren, sprechen Sie bitte mit Ihrem/-r Hausarzt/-ärztin und/oder Kardiologen/-in.
PD Dr. med. Georg Fröhlich