Welche Therapie nach Herzinfarkt wegen Diabetes? – Artikel Luzerner Zeitung

12.06.2021

Ich hatte 2020 einen Herzinfarkt, es wurden mir zwei Stents eingesetzt. Hauptursache für den Infarkt ist offenbar Diabetes Typ II. Wie kann ihn optimal kontrollieren, damit es nicht wieder zu einem Infarkt kommt?

Eine Vorbemerkung: In den folgenden Ausführungen geht es ausschliesslich um den Diabetes Typ II, welcher auch als «Alterszucker» bekannt ist. Als Risikofaktoren sind hier neben dem Alter vor allem Übergewicht und Bewegungs­mangel anzuführen. Der Blutzuckerspiegel ist bei Diabetikern zu hoch. Es wird zwar das Hormon Insulin in der Bauchspeicheldrüse gebildet, allerdings ist die Wirkung vermindert, und der Blutzuckerspiegel fällt trotz Insulinfreisetzung nicht ausrei­chend ab. Wir sprechen hier von einer «Insulinresistenz». Ein langjähriger unbehan­delter Diabetes kann gravie­rende Folgen haben: Neben Herzinfarkten und Schlagan­fällen ist vor allem auch das Risiko für eine Einschränkung der Nierenfunktion erhöht. Auch kann die Sehleistung beeinträchtigt werden und Schäden an sensiblen Nerven­bahnen vor allem der ??????? führen zu Gefühlsstörungen besonders der unteren Extre­mität. Ein erhöhter Blutzucker­spiegel macht lange Zeit keine Beschwerden. Entsprechend sollten bei Risikopatienten regelmässige Laborkontrollen beim Hausarzt erfolgen. Pa­tienten mit Diabetes Typ II weisen oft noch andere Risiko­faktoren wie Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinwerte auf, was das Risiko für Kompli­kationen natürlich noch weiter steigert. Die Basistherapie des Typ II Diabetes besteht denn auch in einer deutlichen Gewichts­reduktion und vermehrter körperlicher Betätigung. So lässt sich der Zuckerstoffwech­sel bereits erheblich verbes­sern. Die Anpassung des Lebensstils ist auch empfoh­len, wenn bereits Folgeerkran­kungen aufgetreten sind. Zwei vielversprechende Substanzklassen In den letzten Jahren gab es zudem bedeutende Fortschrit­te in der Entwicklung neuer Medikamente zur Blutzucker­regulation, welche insbesonde­re bei Patienten nach Herzin­farkt, nach Bypass-Operation oder bei Herzschwäche auch einen Überlebensvorteil bewir­ken können. Hervorzuheben sind hier besonders zwei Substanzklassen. Zum einen sind das sogenannten SGLT-2 Inhibitoren (enthalten etwa in Jardiance und Forxiga). Sie führen zu einer vermehrten Ausscheidung von Zucker mit dem Urin und senken so den Blutzuckerspiegel. Daneben führen sie zu einer Gewichts­reduktion und senken über diverse andere Mechanismen das Risiko, an einer Herz- Kreislauf-Erkrankung (z.B. Herzinfarkt) zu versterben. Auch zur Behandlung einer bestehenden Herzschwäche haben sich diese Medikamente als vorteilhaft erwiesen. Zum anderen sind das GLP-1 Analoga (enthalten etwa in Victoza und Ozempic). Sie greifen direkt in den Hormon­stoffwechsel ein und können so nicht nur den Blutzucker günstig beeinflussen, sondern auch noch eine signifikante Gewichtsreduktion bewirken. Auch bei diesen Substanzen konnten Studien mit Herzpa­tienten einen günstigen Effekt auf die Prognose zeigen. Allenfalls sind auch bei Ihnen mit diesen Wirkstoffen noch Optimierungen der Therapie möglich. Sprechen Sie am besten bei der nächsten Konsultation Ihren Arzt auf die Diabeteseinstellungen an.

Kurzantwort

Risikofaktoren für einen Diabetes Typ II und damit verbunden auch für Herzinfarkt und Schlaganfall sind neben dem Alter vorab Über­gewicht und Bewegungsmangel. Neben einer Anpassung des Le­bensstils können bei Patienten mit Herzerkrankungen und Dia­betes neue Medikamente die Prognose klar verbessern.

 

 PD Dr. med. Georg Fröhlich

 

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