Worauf muss ich als Herzpatient im Winter achten? – Artikel Luzerner Zeitung
Ich (m, 71) hatte dieses Jahr eine grosse Bypassoperation am Herzen. Ich nehme Medikamente gegen Bluthochdruck, bin Ex-Raucher und etwas übergewichtig. Bei kalter Witterung habe ich manchmal etwas Druck auf der Brust und Atemnot. Ist das ein Alarmsignal? Muss ich im Winter speziell vorsichtig sein?
Unsere Körpertemperatur wird normalerweise um 37 Grad gehalten, damit alle Lebensvorgänge reibungslos ablaufen. Bei Kälte muss der Körper daher mehr Energie aufwenden, um die Temperatur konstant zu halten, was die Herz- Kreislauf-Belastung erhöht. Die lebenswichtigen Organe werden bevorzugt. Das heisst: Bei Kälte ziehen sich in der Peripherie die Blutgefässe zusammen, um die Kerntemperatur stabil zu halten, während die Arme und Beine eben abkühlen. Die Folge: Der Blutdruck steigt bei Kälte an. Deshalb sollten Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck häufiger den Blutdruck selbst messen und auf eine regelmässige Einnahme der Medikamente achten. So werden frühzeitig Blutdruckentgleisungen erkannt und die Medikamente können gegebenenfalls durch den Hausarzt angepasst werden. Blutdruck-und Herzmedikamente sollten morgens frühzeitig eingenommen werden, ehe man die warme Wohnung verlässt. So kann der Körper den Kältestress besser bewältigen. Patienten mit Ablagerungen an den Herzblutgefässen («Verstopfungen») berichten häufig, dass sie bei Kälte öfter Angina Pectoris (Brustenge) verspüren, was eine Vorstufe für einen Herzinfarkt sein kann. Auch bislang gesunde Menschen, welche bei kaltem Wetter plötzlich Brustschmerzen verspüren, sollten sich deshalb unbedingt beim Hausarzt abklären lassen.
Mehr Herzinfarkte bei sehr kalter Witterung
Es ist auch belegt, dass bei sehr kalter Witterung häufiger Herzinfarkte auftreten. Herzpatienten wie Sie sollten deshalb im Winter besser in beheizten Räumen Sport treiben, als etwa im Freien joggen zu gehen. Überanstrengungen sollte man vermeiden. Auch Patienten mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) sollten sich bei kaltem Wetter besonders schonen. Eine kanadische Studie konnte zeigen, dass bei sinkender Temperatur im Winter und steigendem Luftdruck (bei Nebel und tief hängenden Wolken) das Risiko für eine Spitaleinweisung bei diesen Patienten deutlich erhöht war. Ebenso können bestimmte Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern bei plötzlichem Wetterumschwung und besonders bei kalter Witterung ausgelöst werden. Wer Herzrasen oder einen unregelmässigen Puls verspürt, sollte die Hausärztin oder den Hausarzt aufsuchen. Viele Patienten mit empfindlichen Atemwegen (Asthma, COPD/«Raucherlunge») beschreiben im Winter vermehrte Luftnot, da sich auch die Bronchien bei kalter Witterung zusammenziehen. Auch hier muss gegebenenfalls eine Anpassung der Medikation (unter anderem Asthmasprays) erfolgen. Weiter sollten Herzpatienten in Kooperation mit dem Hausarzt Ihren Impfstatus hinsichtlich Grippe (Influenza), Corona und auch Pneumokokken (Erreger der Lungenentzündung) optimieren.
Kurzantwort
Herzprobleme können sich bei Kälte häufen. Bei Beschwerden sollte man deshalb frühzeitig die Hausärztin/den Hausarzt konsultieren. Eine massvolle sportliche Betätigung ist auch im Winter gesund, bei grosser Kälte trainiert man aber besser in einem Innenraum. Zu überprüfen ist auch der Impfstatus.
PD Dr. med. Georg Fröhlich
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